Das Penisgrößenthema sorgt mal wieder für Aufregung.
Zu Recht - denn immer noch sorgt sich wohl fast jeder Mann, eventuell nicht den GRÖßTEN zu haben.
Die aktuelle Studie zur Penisgröße und deren Verbreitung in allen Leitmedien belegt eindringlich das größenwahnsinnige Interesse an unserem kleinen Kumpel. Wenn es ein liebevolles, wertschätzendes Interesse wäre - OK.
Es geht hier aber um die Bewertung von seinem Ding: Wie groß muss der Penis sein, damit... dies, das, jenes - oder mit anderen Worten: ER zum alleinigen Erfüller aller Sehnsüchte und Möglichkeiten wird.
OMNIPOTENZ wird verlangt - ausgeschmückt mit allen Szenarien, die daraus ableitbar sind - in tief im Stammhirn ankernden Facetten. Wie aber wäre es wohl, wenn Mann einmal in der öffentlichen Diskussion erfahren würde, worum es denen, deren Be - oder Entwertung er befürchtet, tatsächlich geht? Warum gibt es denn - wie ich finde, völig zu Recht, die große Angst vor Bloßsstellung der Initmität des Mannes? Wollen wirklich alle, die Männer und Penisse lieben immer den Längsten? Gibt es da nicht einfach persönliche Vorlieben und und auch anatomische Maßgaben, die bei jedem Paar verschieden sind? Ist nicht auch der "Fucktor" Penisbreite eine relevante Größe - besonders, wenn es um passende Kondome gehen soll?
Warum ist die Diskussion um das Maß aller Dinger nur immer so eindimensional und auf die Länge und Penetration ´ficksiert´? Ist nicht ohnehin der Diskurs über das aaaah und oooooh rund um unser vermeintlich bestes Stück zu arg epi- oder genitalzentral geankert? Wäre es nicht hilfreich, den Mann einmal als Ganzes zu betrachten und den unglaublichen Bewertungsdruck auf den Phallus und seinen Träger zu entspannen?
Und ist vielleicht die immer gleiche Frage nach dem "was ist normal" nicht nur der um die Ecke ausgedrückte Wunsch, doch bitte genau aus diesem Bewertungsdruck herausgelassen zu werden? Jeder Mensch will gern normal sein - aber ja wohl im Sinne von zugehörig zu einer sozialen Gruppe.
Wenn der Mann aber weiterhin an seinem Genital durch´s mediale Dorf geschleift wird, lockert sich bei ihm so schnell nichts: Angstfixiert vor Bewertung, Bloßstellung und Auschluß aus der Horde mimt er, wo er kann, den Dicksten und verarmt gleichzeitig in der daraus entstehenden Unfähigkeit, sich als mehr als Potentat und Protz zu verstehen.
Das hat massiv negative Folgen für Beziehungfähigkeiten von Männern und ihre Kompetenz, Beziehung erwachsen und aushandelnd zu gestalten. Sexuelle Übergriffigkeit ist eine Ableitung nicht erlernter Kompetenz, Bedürfnisse sozial verträglich zu kommunizieren.
Es bedarf eines entspannten, Schamgrenzen wahrenden Dialoges über Mann, Individualität und Bedürftigkeit, um sich in eine sexuelle Gesundheit hinein zu entwickeln.
Davon sind wir offenbar noch weit entfernt: Männer wachsen während ihrer gesamten Entwicklung sexueller Identität fast ohne männliche Identifikationsfiguren auf und haben bis ins Erwachsenenalter hinein überaus selten vertrauensvolle Ansprechpartner gleichen Geschlechts.
Wenn Mann aber dann mal in den Fokus der Aufmerksamkeit kommt, wird er immer wieder mit seiner eigenen Latte an die Pinwand öffentlicher, eindimensionaler Bewertungsdiskurse genagelt. Da bleibt schnell die Bereitschaft, zu männlicher Individualität und Emotionalität offen zu ´stehen´ auf der Strecke.
Schade - das ginge auch anders.
Siehe auch die letzten Interviews hierzu:
im knisternden Séparée numero vier - jetzt im Handel!
https://www.facebook.com/separeemagazin
und auf gosensual, der Plattform über Sex mit Niveau!
http://gosensual.at/der-penis-haelt-sich-nicht-einheitsgroessen/